20.09.2015

EINE WOCHE IM "HÜHNERSTALL" - Freitag

"Was macht eigentlich ............ mit Kinderbüchern?" ... fragt Stefanie Leo auf ihrer Facebook-Seite "Ich mach was mit Kinderbüchern". Die Frage stellt sie Autoren, Illustratoren, Verlegern, Lektoren und anderen, die im Bereich Kinderbuch tätig sind.
Ab Montag, den 14. September, berichte ich dort eine Woche lang von meiner Arbeit als Kinderbuchillustratorin.

Tag 5
Hörbe – Innenillus.... ganz wichtig: bevor ich an den Entwürfen für den Hörbe weiterarbeite, die richtige Musik auflegen. Ich höre eigentlich zu jedem Projekt immer eine bestimmte Musik. Jetzt beim Hörbe ist es Akkordeonmusik, z.B. Lydie Auvray.
Vielleicht sollte Hörbe ja auch ein Akkordeon besitzen. So ein ganz kleines das unter den Hut passt...
Zwottel.... der Zottelschratz... So beschreibt Otfried Peußler ihn: „...das fremde Wesen.... eher nahm es sich aus wie ein Hutzelmann – jedenfalls dem Gesicht und der Größe nach. Allerdings hatte es einen schwarzen Zottelpelz und hintendran einen langen Schwanz.....Ich bin nämlich der geborenen Spaßmacher, musst du wissen: Unsereins albert gern, unsereins kalbert gern, unsereins treibt am Liebsten Unsinn... Zwottel war ein geschickter Bursche...er streckte die Zunge raus und ...begann sich den Zottelpelz abzulecken, wie Katzen das tun...“

Bei der ersten Begegnung hockt er auf einem Stein. Ein Zottelwesen, aber wie genau soll er aussehen? Die Nase? Dick, dünn, lang, kurz? Große Augen? Und was für Ohren? Und welche Farbe hat das Fell? Tausend Möglichkeiten...
Der Körper gefällt mir schon ganz gut. Mit dem Gesicht bin ich noch nicht so zufrieden. Ich probiere verschiedene Nasen und Augen und Haare. Dann das Ganze erst mal an die Wand hängen und ein bisschen Abstand nehmen....


17.09.2015

EINE WOCHE IM "HÜHNERSTALL" - Donnerstag

"Was macht eigentlich ............ mit Kinderbüchern?" ... fragt Stefanie Leo auf ihrer Facebook-Seite "Ich mach was mit Kinderbüchern". Die Frage stellt sie Autoren, Illustratoren, Verlegern, Lektoren und anderen, die im Bereich Kinderbuch tätig sind.
Ab Montag, den 14. September, berichte ich dort eine Woche lang von meiner Arbeit als Kinderbuchillustratorin.

TAG 4


















Autoren ..... Wenn ich ein neues Manuskript bekomme, ist das immer eine aufregende Sache.
Ich mach es mir dann gemütlich, schnappe mir meinen Skizzenblock und fange an zu lesen. Das erste mal Lesen ist das wichtigste, finde ich. Da entstehen im Kopf die Bilder. Ich versuche immer, die allerersten Kopf-Bilder in Skizzen festzuhalten. Und gleich die Stellen im Text zu finden, die ein Bild brauchen können.
Manchmal machen die Autoren auch selber Skizzen zu ihrem Text. Die schau ich mir aber lieber erst beim zweiten mal Lesen an ;-)
Ja, also, "meine" Autoren.... Klingt ein bisschen besitzergreifend, weiß ich wohl. Aber so ist das – irgendwie.
Da gibt es die „Lebendigen“.
Das sind die, die man kennenlernen kann, wenn man möchte und wenn die möchten. Der Verlag möchte das übrigens gar nicht so unbedingt gerne, es kann nämlich auch in die Hose gehen und man findet sich -äh- unsympathisch, was dem Projekt nicht gerade zuträglich ist oder -noch schlimmer- man findet sich super sympathisch und klärt die wichtigen Dinge schon mal vorab, bevor man das Lektorat einschaltet :-)
Und dann gibt es die „Toten“.
Mit denen ist es auch spannend. Beim Illustrieren sitzen sie förmlich bei mir auf der Schulter und gucken zu, was ich so mache. Und manchmal haben wir 'ne Menge Spaß zusammen, so wie der James Krüss und ich zum Beispiel (James, ich hoffe, es ist o.K., wenn ich das hier so ausplaudere).
Manchmal klemmts auch. Ist schon vorgekommen.... Man kann sich mit toten Autoren manchmal nicht einig werden...




















Ja, die Autoren... egal ob ich sie nun persönlich kenne oder nicht, ich hab irgendwie mit ihnen zu tun über den Text, den ich da vor mir liegen habe und den ich rauf und runter lese. Und mir Gedanken mache, wie die Welt aussehen soll, die da zwischen den Zeilen steht.
Diese Welt ist bei jedem Buch eine andere. Und ich versuche, für jede eine ganz spezielle Umsetzung zu finden. Sehr zum Leidwesen der Verlage, die natürlich gerne vorher ganz genau wissen, was sie kriegen, wenn sie einen beauftragen.
Geht aber nicht, und daran sind selbstverständlich die Autoren schuld. :-) Diese Autoren, die alle unterschiedliche Menschen sind und unterschiedliche Welten erfinden ....

16.09.2015

EINE WOCHE IM "HÜHNERSTALL" - Mittwoch

"Was macht eigentlich ............ mit Kinderbüchern?" ... fragt Stefanie Leo auf ihrer Facebook-Seite "Ich mach was mit Kinderbüchern". Die Frage stellt sie Autoren, Illustratoren, Verlegern, Lektoren und anderen, die im Bereich Kinderbuch tätig sind.
Ab Montag, den 14. September, berichte ich dort eine Woche lang von meiner Arbeit als Kinderbuchillustratorin.

TAG 3
FARBE ... Ich male am Liebsten mit Temperafarben, seit einigen Jahren ausschließlich damit. Davor habe ich oft aquarelliert, aber diese Technik liegt mir weniger. Dabei sollte nämlich jeder Pinselstrich sitzen, es gibt kaum Möglichkeiten, etwas zu korrigieren. Die Temperafarbe lässt sich sowohl dünn und in mehreren Schichten als auch pastos vermalen.
Auf dem Hörbe-Cover sollen Grüntöne vorherrschen. Ich trage aber immer alle Farben auf meine Palette auf, denn ich verwende kau...m reine Farben. Ich mische alle Farben an.
Mein Palette ist übrigens ein Teller, den ich mal in Oldenburg erstanden habe und der sich wunderbar eignet für meine Farben, da er leicht gebogen ist und nichts an den Seiten runterkleckert. Ich hüte diesen Teller wie meinen Augapfel. Sollte er nämlich zu Bruch gehen, muss ich wohl umschulen (oder wieder aquarellieren.... oje....)




















ZEICHNUNG ÜBERTRAGEN ... ich hab versprochen, zu erzählen, wie man die Zeichnungen nach dem Ausdrucken ganz gut auf das Reinzeichnungspapier kriegt. Ohne Kohlepapier oder Episkop.

Hier eine kleine Bildfolge zur Erklärung:


1. Man braucht die ausgedruckte Zeichnung auf dünnem Papier, ein Blatt Reinzeichnungskarton und einen Graphitstift

 
 2. Die Rückseite der ausgedruckten Zeichnung wird mit dem Graphitstift eingefärbt


 3. Jetzt dreht man das Blatt um, legt es auf den Reinzeichnungskarton und zeichnet die Linien der Zeichnung nach


 4. Der Graphit hat sich durchgedrückt und die Zeichnung auf den Reinzeichnungskarton übertragen


5. Jetzt kann man die Zeichnung noch bearbeiten (die Striche lassen sich wie Bleistiftstriche wegradieren) oder kolorieren.


 6. Fertig :-)

achja....
So sieht meine Palette übrigens abends aus:


 

15.09.2015

EINE WOCHE IM "HÜHNERSTALL" - Dienstag

"Was macht eigentlich ............ mit Kinderbüchern?" ... fragt Stefanie Leo auf ihrer Facebook-Seite "Ich mach was mit Kinderbüchern". Die Frage stellt sie Autoren, Illustratoren, Verlegern, Lektoren und anderen, die im Bereich Kinderbuch tätig sind.
Ab Montag, den 14. September, berichte ich dort eine Woche lang von meiner Arbeit als Kinderbuchillustratorin.

TAG 2
Und weiter geht's...
Heute ist mal wieder die Arbeit am Cover dran. Das Cover ist natürlich immer besonders wichtig. Und muss leider immer als allererstes fertig werden. Der Verlag braucht es für die Programmvorschau und für die Vertreter. Außerdem wollen beim Coverentwurf immer aaaaalle mitreden. Diesmal: große Herausforderung beim Coverentwurf - Hörbes Nase. Die Nase!
„...Vielleicht muss die Nase noch etwas kürzer werden...“
- kürzer ... kein Problem ...
"... etwas weniger hutzelig..."
- o.K ....
„...seine Nase ist etwas „kartoffelig"..."
- weniger kartoffelig.... alles klar...
dann endlich:
„....für sehr schön befunden..." - uff!




 
Das Cover in Farbe... diesmal: Grüntöne („...bitte nicht zu abgetönt, damit alles schön freundlich-frisch-bunt wird ...„)
Da sitzt er, der Hörbe, mit seinem großen Hut. Noch nicht frisch und bunt sondern blass und unfertig aber hoffentlich freundlich. Um ihn herum ein paar Hüte und im Hintergrund einer seiner Flechtzäune. Er ist nämlich Hutmacher UND Korbflechter, der Hutzelmann Hörbe!
 
 
Als erstes habe ich auf dem ganzen Blatt eine grüne Farbschicht aufgetragen, in der Mitte etwas heller, unten den Boden angedeutet. Dann wird der Entwurf übertragen und die Arbeit am Motiv kann beginnen.







14.09.2015

EINE WOCHE IM "HÜHNERSTALL" - Montag

"Was macht eigentlich ............ mit Kinderbüchern?" ... fragt Stefanie Leo auf ihrer Facebook-Seite "Ich mach was mit Kinderbüchern". Die Frage stellt sie Autoren, Illustratoren, Verlegern, Lektoren und anderen, die im Bereich Kinderbuch tätig sind.
Ab Montag, den 14. September, berichte ich dort eine Woche lang von meiner Arbeit als Kinderbuchillustratorin.

TAG 1

























Guten Morgen und herzlich willkommen im „Hühnerstall“!
So heißt mein Arbeitszimmer, der ehemalige Hühnerstall, in dem ich seit acht Jahren meine Ideen ausbrüte. Mit Blick in die Ferne über Bäume und Wiesen, wie ich mir das immer gewünscht habe. (Im Winter mit Gasöfchen schwer warm zu kriegen, aber jetzt haben wir Spätsommer und es ist noch angenehm warm.)
Ich bin Annette Swoboda, Illustratorin, und erzähle nun eine Woche lang von mir und meiner Arbeit.
Zur Zeit sitze ich an den Bildern zu einem Kinderbuch, das bestimmt viele noch aus ihrer eigenen Kindheit kennen: „Hörbe mit dem großen Hut“ von Otfried Preußler.





















Otfried Preußler.... Seine Art zu erzählen ist einfach unübertroffen. Finde ich. Seine Geschichten hab ich irgendwie mit der Muttermilch aufgesogen. Besonders heiß geliebt: „Der kleine Wassermann“ und !„Krabat“ (schon bei der Erwähnung des Titels krieg ich Gänsehaut).
Otfried Preußler schreibt zwei drei Sätze und eine ganze Welt tut sich auf, die pure Magie ist das:
„ Es war einmal ein Hutzelmann, der hieß Hörbe mit dem großen Hut. Sein Hutzelmannshaus stand weit draußen im Siebengiebelwald, am Rand einer kleinen Lichtung. ...“
Hier das Cover vom Hörbe-Sammelband, für den ich vor eine paar Jahren schon mal ein neues Cover gemalt hatte: „Das große Hörbe Buch“. Die Innenbilder von Preußler selber waren damals übernommen worden. Jetzt sollen die beiden Bände nochmal einzeln erscheinen. Aber diesmal alles neu …. neues Cover und neue Innenillus – in Farbe. Und ich darfs machen :-)



















Bleistift weg und Block zugeklappt .... heute habe ich einen Teil der Innenillustrationen skizziert, schön altmodisch mit Bleistift auf Papier. Dabei versuche ich, die Figuren, die Otfried Preußler gezeichnet hat so umzusetzen, dass sie von mir sind und doch Preußlers Hutzelmänner bleiben. Später werden die Zeichnungen dann eingescannt, am Bildschirm weiter bearbeitet und in den Satzspiegel eingepasst. Und wenn alles soweit stimmt und auch Lektorat und Herrn Preußlers Tochter einverstanden sind, lege ich die Bilder mit Tempera farbig an.
Aber morgen werde ich erstmal am Cover weiterarbeiten...